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Die Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka (bis 1972 Ceylon) ist ein Inselstaat im Indischen Ozean vor der Südspitze des Indischen Subkontinents.
Ethnischer Konflikt
Tamilen und Singhalesen leben schon seit über 2.000 Jahren auf Sri Lanka. Die Tamilen auf Sri Lanka werden in „indische Tamilen“ und „einheimische Tamilen“ eingeteilt. Die indischen Tamilen sind diejenigen Tamilen, die während der englischen Kolonialzeit aus Südindien (Tamil Nadu) als Plantagenarbeiter nach Sri Lanka gebracht wurden. Sie sind in den zentralen Gebirgen Sri Lankas angesiedelt, wohingegen die einheimischen Tamilen in den nordöstlichen Küstengebieten leben. Häufig verwechselt man die Geschichte der Indien-Tamilen mit derjenigen der einheimischen Tamilen, was zu dem gelegentlich geäußerten Irrtum führt, Tamilen seien erst ab dem 19. Jahrhundert nach Sri Lanka eingewandert. Der heutige Bürgerkrieg wird ausschließlich mit den einheimischen Tamilen ausgetragen.
Kolonialzeit
Das hauptsächliche Konfliktpotential zwischen Singhalesen und Tamilen stammt aus der Kolonialzeit. Damals wurden die Tamilen als mehrheitlich schriftkundige Bevölkerungsgruppe bevorzugt als Verwaltungsbeamte herangezogen und deshalb von den Singhalesen mit der Kolonialmacht identifiziert. Mit der Unabhängigkeit wollten nationalistische Singhalesen diesen Machtvorsprung der Tamilen beseitigen. Tamil sollte ebenso wie Englisch aus den Amtsstuben und dem öffentlichen Leben verbannt werden; Sinhala sollte die allgemeine Sprache sein. Für die Mehrheit der Tamilen, die es zum großen Teil nicht beherrschten, war das weder praktikabel noch akzeptabel. Es kam im Tamilengebiet zu bewaffneten Protesten und zur Bildung politischer Bewegungen mit einem Spektrum von Zielen zwischen föderalen Gebietslösungen, Separationsbestrebungen und Anschlussbestrebungen an Indien.
Unabhängigkeit
Der Wahlsieg der Sri Lanka Freedom Party (SLFP) 1956, die mit singhalesisch-nationalistischen Parolen geworben hatte und eine sehr pro-singhalesische Politik betrieb (Bevorzugung der singhalesischen Sprache, des Buddhismus, Quotenregelung auf Basis der ethnischen Zugehörigkeit für die Universitätszulassung etc.), schürte diese Spannungen erneut. Ab 1970 schlossen sich mehrere tamilische Parteien zur Tamil United Liberation Front (TULF) zusammen, die einen eigenen Tamilenstaat (Tamil Eelam, gesprochen ˈtamiɭ ˌiːlam, dt. tamilisches Lanka) im Norden und Osten der Insel fordert.
Am Ende der Regierungszeit der SLFP unter Sirimavo Bandaranaike war der Konflikt vorübergehend beruhigt. Tamil, Sinhala und Englisch waren als gleichberechtigte Amtssprachen in der Verfassung verankert. Alle Dokumente sowie Orts- und Straßenschilder mussten dreisprachig ausgeführt sein. Den Tamilen wurde verfassungsmäßig ein ihrem Bevölkerungsanteil entsprechender Anteil an den Parlamentssitzen garantiert.
Die United National Democratic Party (UNDP) siegte 1981 mit verfassungsändernder Mehrheit unter Junius Richard Jayawardene. Er verweigerte den tamilischen Abgeordneten ihre quotenmäßig garantierten Parlamentssitze unter dem generalisierten Vorwurf des Separatismus und erklärte sie sämtlich zu Staatsfeinden. Ferner veränderte er die Verfassung und setzte sich an die Spitze eines Präsidialsystems nach französischem Vorbild.
Bürgerkrieg
Dadurch eskalierte der Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen ab 1983. Die radikalen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), die den unabhängigen Tamilenstaat fordern, erhielten starken Zulauf. 1986 eroberten die Milizen der LTTE die fast ausschließlich von Tamilen bewohnte Jaffna-Halbinsel und weite Teile der Nordzentral- und der Ostprovinzen, die hauptsächlichen Siedlungsgebiete der Tamilen. Die Entsendung indischer Friedenstruppen mit UN-Mandat unter Zustimmung der Regierung Sri Lankas im Juni 1987 stieß auf Ablehnung der LTTE, wodurch die Kämpfe sich ausweiteten. Durch häufiges Fehlverhalten machten sich die indischen Truppen zudem bei beiden Konfliktparteien unbeliebt, so dass es sogar zur Zusammenarbeit zwischen der srilankischen Regierung und den Rebellen (mitsamt verdeckten Waffenlieferungen) kam, um die Friedenstruppe zu vertreiben. Nach zwei Jahren zogen sich die indischen Truppen zurück, ohne dass der Konflikt gelöst worden war.
Mitte der 1990er eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen Singhalesen und Tamilen erneut, als Regierungstruppen im Dezember 1995 die Jaffna-Halbinsel zurückeroberten. Im November 1999 lancierten die Liberation Tigers eine Großoffensive im zentralen Norden des Landes, ehe im Februar 2002 ein Waffenstillstand zwischen der srilankischen Regierung und den tamilischen Rebellen geschlossen wurde. Dem folgten Friedensverhandlungen zwischen Singhalesen und Tamilen in Genf, die aber im Februar 2006 scheiterten. Durch ihr brutales Vorgehen, z. B. den Einsatz von Selbstmordkommandos (Black Tigers), haben sich die LTTE viele ausländische Sympathien verspielt und werden von der EU und den USA mittlerweile als terroristische Vereinigung angesehen.
Im Juli 2006 hat ein Anführer der Tamilen-Rebellen den Waffenstillstand für nichtig erklärt. Nach Schätzungen des Roten Kreuzes flüchteten Anfang August 20.000 bis 30.000 Menschen aus der überwiegend von Moslems bewohnten Stadt Mutur, wo der Bürgerkrieg wieder aufflammt. Im August verschärften sich die Gefechte massiv. Alleine am 12. August wurden weit über 200 Menschen getötet, darunter ein ranghoher Vermittler im Friedensprozess. Auch im August war der Zugang zur Krisenregion durch ausländische Helfer erschwert, Lebensmittel waren knapp.
Im März 2007 stand Sri Lanka kurz vor einem Kriegsausbruch, nachdem die Armee im Januar eine Großoffensive gegen die LTTE startete. Etwa 150.000 Menschen flüchteten.
Bevölkerung
Die Bevölkerung Sri Lankas ist ethnisch heterogen. Die Urbevölkerung, die heute noch durch die Veddas (Yakka) repräsentiert wird, ist genetisch mit den Aborigines verwandt. Sie stellt heute jedoch nur noch eine Minderheit (ca. 4%) dar. Mit etwa 70% Bevölkerungsanteil stellen die Singhalesen die größte Volksgruppe. Die Tamilen, welche sich in Ceylon- und Indien-Tamilen unterteilen (siehe unter Geschichte), bilden mit 18% die größte Minderheit im Land. 8% sind Nachkommen arabischer und malaiischer Muslime.
Die Indien- oder Kandy-Tamilen wurden von den Briten während der Kolonialzeit vor allem als Arbeitskräfte auf den Tee-Plantagen beschäftigt, während die Ceylon-Tamilen von den Kolonialherren vor allem in der Verwaltung eingesetzt und dabei gegenüber den Singhalesen bevorzugt wurden. Nach der Unabhängigkeit des Landes führte dies zu starken Antipathien zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen, die in den Versuch der tamilischen Bevölkerung des Nordens und Ostens mündeten, sich zunächst friedlich und nach Scheitern dieser Bemühungen mit Waffengewalt für die politische Autonomie der tamilischen Gebiete einzusetzen (siehe Bürgerkrieg in Sri Lanka).
Religion
Sri Lanka ist ein Land der religiösen Vielfalt. Die Bevölkerungsmehrheit der Singhalesen bekennt sich überwiegend zum Theravada-Buddhismus (69,3%). Andere religiöse Gruppen sind die Hindus (15,5%), die hauptsächlich Tamilen sind, Muslime (7,6%) sind größtenteils Nachfahren der Moors, arabischer Gewürzhändler. Christen (7,5%) sind zum Teil Nachfahren der portugiesischen und niederländischen Kolonialisten, hauptsächlich aber Singhalesen und Tamilen.
Geographie
In der Urzeit war der indische Subkontinent flächenmäßig deutlich größer als heute; zu dieser Zeit war Sri Lanka mit Indien verbunden. Die Trennung erfolgte wahrscheinlich zwischen 6000 und 3500 v. Chr. Die „Adamsbrücke“ (eine Inselgruppe zwischen Thalair Mannaar und Rameswaram in Indien) ist die letzte sichtbare Spur dieser Verbindung.
Topographie
Sri Lanka liegt im Indischen Ozean, südöstlich des indischen Subkontinents, zwischen 6° und 10° nördlicher Breite und zwischen 79° und 82° östlicher Länge. Es misst etwa 445 km in Nord-Süd und 225 km in Ost-West. Von Indien (Bundesstaat Tamil Nadu) ist es durch die Palkstraße und den Golf von Mannar getrennt. Die Korallenfelsinseln der Adamsbrücke stellen eine lose Verbindung zwischen dem Nordwesten Sri Lankas und dem indischen Festland dar.
Sri Lanka kann in drei verschiedene Landschaften eingeteilt werden: zentrales Hochland mit den berühmten Teeanbaugebieten und bis zu 2.500 m hohen Bergen, Tieflandebenen die schon vor Jahrhunderten durch künstliche Bewässerung fruchtbar gemacht wurden und den Küstenbereich mit Fischerei und Palmenstränden.
Wichtigster Berg für verschiedene Religionen ist der Adam's Peak. Höchste Erhebung des zentralen Berglands ist der Pidurutalagala mit 2.524 m über dem Meeresspiegel.
Klima
Das Klima Sri Lankas ist tropisch mit unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen auf Grund der Wirkungen der Monsune. Während der Südwesten des Landes (siehe Klimadiagramm Colombo) immerfeucht, mit zwei deutlichen Niederschlagsmaxima im Mai und Oktober ist, bringt der Südwestmonsun an der Nordost- und Ostküste nur geringe Niederschläge, da sich dieser Bereich im Lee des zentralen Gebirges befindet. Dort fallen die meisten Niederschläge während des Nordostmonsuns im November und Dezember (siehe Klimadiagramm Trincomalee).
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt bei Kandy 22,2 °C, bei Colombo 27,8 °C, bei Trincomalee 33 °C. In Nuwara Eliya – also in fast 1.900 m Höhe – können die Temperaturen dagegen bis unter den Gefrierpunkt sinken.
Flora und Fauna
Entsprechend den Niederschlagsverhältnissen verändert sich die Vegetation von West nach Ost: Im Bereich der höchsten Niederschläge herrscht tropischer Regen- und Bergwald vor, während im Norden und Osten xerophytische Buschvegetation anzutreffen ist. Die Pflanzenwelt besticht durch üppige Fülle und Artenreichtum. Neben ausschließlich auf Sri Lanka beheimateten Pflanzen finden sich auch vorderindische, südostasiatische und malaiische Arten.
In Anuradhapura steht der Bodhibaum, der älteste historisch bekannte Baum der Welt. Es handelt sich um einen Ficus religiosa, und zwar um einen unmittelbaren Ableger des ursprünglichen Bodhibaumes in Bodh-Gaya in Indien, unter dem der Buddha erleuchtet wurde. Je ein direkter Ableger des Baumes in Anuradhapura steht in jedem buddhistischen Tempel auf Sri Lanka.
Wichtige Kulturpflanzen sind Kokos, Reis, Zuckerrohr, Teesträucher, Indigo, Tabak, Kaffee und Chinarinde sowie eine Vielzahl von Gewürzpflanzen (Chilli, Zimt, Curcuma etc.).
Auf Sri Lanka gibt es Warane, Krokodile und auch Riesenschlangen wie den Tigerpython, der in einer Unterart vorkommt. Weiters findet man verschiedene Affen (Hutaffen, Hanuman-Languren und Weißbart-Languren) sowie Axishirsche, Wildschweine, wilde Asiatische Elefanten und Leoparden. Auffällig ist eine große Population verwilderter Hunde. Allgegenwärtig sind Geckos. Die artenreiche und bunte Vogelwelt Sri Lankas bietet Weiße und andere Reiher, riesige Schwärme von Kormoranen, die reiche Fischbeute aus den vielen Stauseen gewinnen, Papageien und Krähen.
Geologie
Sri Lanka ist reich an Bodenschätzen. So kommt neben Eisenerz auch Zinnerz, Mangan, Molybdän, Nickel, Cobalt, Arsen, Wolfram, Tellur und etwas Gold vor. An Edelsteinen werden Rubine, Saphire, Topase und Spinelle gewonnen.
Wirtschaft
Im 19. und 20. Jahrhundert dominierte die Plantagenwirtschaft und die Insel wurde vor allem durch den Anbau von Zimt, Gummi und Tee (Ceylon Tea) bekannt. Unter der britischen Herrschaft wurden die Häfen modernisiert, dadurch wurde die Insel als Knotenpunkt des Fernhandels strategisch wichtig. Während des Zweiten Weltkriegs stationierten die Alliierten Ausrüstung und Truppen auf der Insel.
Nach der Unabhängigkeit 1948 bis 1977 war die Wirtschaftspolitik der Regierungen sozialistisch geprägt. Plantagen aus der Kolonialzeit wurden abgeschafft und industrielle Einrichtungen wurden verstaatlicht. In dieser Zeit wurden die Lebensstandards verbessert, die Analphabetenquote sank, jedoch litt die Volkswirtschaft unter Ineffizienz, langsamem Wachstum und Mangel an ausländischen Investitionen. 1977 brach die Regierung mit der Verstaatlichung und fördert seither die Privatwirtschaft.
Die wichtigsten Exportwaren Sri Lankas sind Textilien und Bekleidung, Tee, Edelsteine, Kokosnussprodukte.
Mit einem Waffenstillstand gewinnt auch der Tourismus wieder an Bedeutung. Der Angriff auf die Marinebasis in Galle führte aber wieder zu einem Wegbleiben der Touristen, die Statistik zeigt in dieser Zielgruppe der Europäer einen Rückgang um bis zu 80%. Andere Quellen zeigen jedoch einen jährlichen Gesamtanstieg um 33,9% im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr 2005, der Gesamtertrag der Branche macht 440.9 Mio. $ aus, so der zuständige Ausschuss des Außenministeriums des Landes, jedoch wird hier auf den Anstieg der Kosten keine Rücksicht genommen. Die Aussichten für 2007 seien auch zuversichtlich.
Sri Lanka ist seit 1950 Mitglied des Internationalen Währungsfonds; nach knapp drei Jahrzehnten hat der IWF sein Büro im Land vor kurzem geschlossen, dieser Schritt wurde von der Regierung begrüßt. Laut einem IWF-Beamten war der Grund für die Schließung der IWF-Vertretung, dass die srilankische Regierung die Hilfe der Organisation ablehnte und es keine laufenden Programme mehr von der Seite des IWF gab. Der Weltbank zufolge sollte das Land seine Devisenreserven aufstocken, da es gegenüber externen Schocks ungeschützt sei. Im Laufe des Jahres 2006 verkaufte die Regierung Sri Lankas etwa 400 Mio. $, um die unter Druck geratene Landeswährung abstützen zu können.
Die Bundesrepublik leistet finanzielle Hilfe an Sri Lanka. Die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder werden durch mehrere Handelsabkommen (1950, 1955, 1958), ein Doppelbesteuerungsabkommen (1979), ein Rahmenabkommen über technische Zusammenarbeit (1973) sowie durch ein Investitionsförderungs- und –schutzabkommen (2000) geregelt.
Die Geldscheine Sri Lankas zeigen verschiedene Zusammenstellungen von ceylonesischen Tier- und Pflanzenarten.
Quellenangaben
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Sri Lanka aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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